PLAYABLE
Bewegungsbezogene Freizeitgestaltung von Kindern mit und ohne Behinderung - PLAYABLE
PLAYABLE – Physical Leisure Activities in Children with and without Disabilities
Ein aktiver Lebensstil ist entscheidend für die gesunde Entwicklung von Kindern (Biddle & Asare, 2011; Janssen & LeBlanc, 2010), wie auch für die spätere Gesundheit von Erwachsenen (Miko et al., 2020). Bewegung und aktives Spielen fördern nicht nur die motorischen Fähigkeiten, sondern stärken das soziale Miteinander, die kognitive Entwicklung (Blinkert, 2015), reduzieren das Risiko für chronische oder nicht-übertragbare Erkrankungen und verbessern die soziale Teilhabe (World Health Organization, 2011).
Dennoch zeigen internationale Daten, dass weltweit täglich nur 40–46 % der Kinder mehr als zwei Stunden aktiv spielen (Aubert et al., 2022). Bei Kindern mit Behinderungen sind die Zahlen noch niedriger – weniger als 39 % erreichen diesen Richtwert (Ng et al., 2023). Zudem zeigen Ergebnisse der KiGGS Studie in Deutschland, dass freies, unstrukturiertes Spielen zunehmend zurückgeht, während die Teilnahme an außerschulischen und organisierten Sportaktivitäten steigt (Schmidt et al., 2016).
Aktuelle und vollständige Daten zur bewegungsbezogenen Freizeitgestaltung von Grundschulkindern mit und ohne Behinderung fehlen. Darüber hinaus gibt es keine Daten, welche diese Prävalenzen in Zusammenhang mit zentralen Einflussfaktoren – wie individuellen (z. B. Geschlecht, Alter, Gesundheitsstatus), sozialen (z. B. elterliche Unterstützung, Sicherheitsbedenken der Eltern) und physischen Faktoren (z. B. Verfügbarkeit von Bewegungsräumen) – umfassend betrachten. Damit bleibt unklar, welche Bedingungen eine aktive Freizeitgestaltung fördern oder hemmen und wo gezielte Unterstützungsangebote ansetzen können.
Das Forschungsprojekt PLAYABLE
Das Forschungsprojekt PLAYABLE (Physical Leisure Activities in Children with and without Disabilities) setzt genau hier an. Ziel ist es, ein umfassendes Bild über das Bewegungsverhalten und die relevanten Einflussgrößen für dieses Verhalten von Grundschulkindern in Deutschland zu gewinnen – sowohl für Kinder mit als auch ohne Behinderung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem nicht-organisierten aktiven Spielen in Innen- und Außenräumen, der aktiven Mobilität (wie Kinder von A nach B kommen), sowie auf der Bewegung in organisierten Kontexten wie Schule, Verein und kommerziellen Sportanbietern. Die deutschlandweite, repräsentative Datenerhebung erfolgt im Frühjahr 2025 mit Online-Fragebögen für Eltern und deren Kinder über das Panel „Forsa Omninet“.
Die Ergebnisse dieser Studie sollen dazu beitragen, gezielte Maßnahmen zur Förderung aktiver Freizeitgestaltung und Chancengleichheit zu entwickeln. Sie können wertvolle Erkenntnisse für Wissenschaft, Politik, Pädagog*innen, Sportvereine und Eltern liefern – mit dem Ziel, mehr und bessere Möglichkeiten für Bewegung und Inklusion zu schaffen.
Projektleitung: Prof. Dr. Anne Kerstin Reimers, Prof. Dr. Yolanda Demetriou (Universität Tübingen)
Projektmitarbeiterinnen: Dr. Franziska Beck, Dr. Jannika John (Universität Tübingen), Selina Seemüller, Jasmin Brecht (Universität Tübingen)
Zeitraum: 2024 – 2026
Projektpartner: Universität Tübingen
Publikationsliste:
Quellen:
Aubert, S., Barnes, J. D., Demchenko, I., Hawthorne, M., Abdeta, C., Abi Nader, P., Adsuar Sala, J. C., Aguilar-Farias, N., Aznar, S., Bakalar, P., Bhawra, J., Brazo-Sayavera, J., Bringas, M., Cagas, J. Y., Carlin, A., Chang, C. K., Chen, B., Christiansen, L. B., Christie, C. J.,…Tremblay, M. S. (2022). Global Matrix 4.0 Physical Activity Report Card Grades for Children and Adolescents: Results and Analyses From 57 Countries. Journal of Physical Activity & Health, 19(11), 700-728. https://doi.org/10.1123/jpah.2022-0456
Biddle, S. J., & Asare, M. (2011). Physical activity and mental health in children and adolescents: a review of reviews. British Journal of Sports Medicine, 45(11), 886-895. https://doi.org/10.1136/bjsports-2011-090185
Blinkert, B. (2015). Residential Environment and Types of Childhood. Humanities and Social Sciences, 3(5). https://doi.org/10.11648/j.hss.20150305.11
Janssen, I., & LeBlanc, A. (2010). Systematic review of the health benefits of physical activity and fitness in school-aged children and youth. International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity, 7, 40.
Miko, H. C., Zillmann, N., Ring-Dimitriou, S., Dorner, T. E., Titze, S., & Bauer, R. (2020). [Effects of Physical Activity on Health]. Gesundheitswesen, 82(S 03), S184-S195. https://doi.org/10.1055/a-1217-0549 (Auswirkungen von Bewegung auf die Gesundheit.)
Ng, K., Sit, C., Arbour-Nicitopoulos, K., Aubert, S., Stanish, H., Hutzler, Y., Santos Silva, D. A., Kang, M.-G., López-Gil, J. F., Lee, E.-Y., Asunta, P., Pozeriene, J., Urbanski, P. K., Aguilar-Farias, N., & Reilly, J. (2023). Global Matrix of Para Report Cards on Physical Activity of Children and Adolescents With Disabilities. Adapt Phys Activ Q, 40(3), 568. https://doi.org/10.1123/apaq.2023-0047
Schmidt, S., Will, N., Henn, A., Reimers, A., & Woll, A. (2016). Der Motorik-Modul Aktivitätsfragebogen MoMo-AFB.
World Health Organization. (2011). World Report on Disability.